Meine Senglar-Singletour um den Stausee

von Andreas Hungele | 19.10.2013

Nicht ablenken lassen! Im Hintergrund ist der Stausee zu sehen

Nicht ablenken lassen! Im Hintergrund ist der Stausee zu sehen

Vorgestern saßen wir am See im Restaurant Club Nàutic und genossen das sommerliche Wetter mit Seeblick. Ein ortsansässiger Schweizer behauptete, dass man/ Frau mindestens zwei Stunden bräuchte, um den See zu umradeln, wenn nicht sogar drei Stunden. Ich ließ meinen Blick über den See schweifen, dachte über die bisherigen Teilstrecken, die wir schon gefahren sind, nach und beschloss innerlich – das kann nicht stimmen.

Das Restaurant Club Nàutic in Darnius

Das Restaurant Club Nàutic in Darnius

Tour de Stausee

Jetzt komme ich gerade von meinem Ausflug zurück, den ich heute alleine unternommen habe und war ganze eineinhalb Stunden unterwegs. Nun, zwar immer noch nicht ganz herum, weiß aber sicher, dass Frau keine zwei Stunden braucht!

Nach ca. einer dreiviertel Stunde, immer „irgendwie“ in Seenähe bleibend, fiel mir auf, dass ich nichts dabei habe. Kein Reparaturwerkzeug, kein Handy und dass man auch eigentlich nicht alleine fahren sollte.

Ich dachte allerdings zuvor: ich mache mal eben eine Radtour, so wie in Deutschland. Nur sind die „Straßen“ hier ein wenig anders.

Es gibt keine geteerte Strecke um den See. Ich fuhr los und war auch gar nicht mehr verwundert über steile, unebene Straßenverhältnisse, schließlich waren wir ja jetzt schon häufiger in den Pyrenäen unterwegs. Nur diesmal war ich alleine!

Was wäre wenn…?

Meine Gedanken nahmen ihren Lauf. Was wäre wenn? Wenn ich nun stürze? Herje, ok, könnte weh tun – kenn` ich ja schon. Wieder ab aufs Rad und zurück, notfalls dauert es halt etwas länger. Wenn ich mir etwas breche?

Hm, weg mit dem Gedanken. Würde mich hier eigentlich jemand finden? Ich hatte ja gesagt, dass ich irgendwie um den See fahren wollte. Nur ob die wohl die gleichen Abzweigungen nehmen würden wie ich?

Könnte ein wenig länger dauern. Gibt es hier wohl Spaziergänger? Bestimmt weniger, kaum einer wird so verrückt sein wie meine Eltern. Die laufen auch mal aus Versehen in den Bergen auf der falschen Seite herunter ;-).

Andererseits kam mir ja vorhin ein Fußgängerpärchen entgegen – also doch! Die sahen auch ziemlich sportlich aus! Und…als wenn sie irgendwo in der Nähe wohnen würden.

Der Stausee bei Darnius mit weniger Wasser

Der Stausee bei Darnius mit weniger Wasser

Gibt es hier Wildschweine?

Schließlich bekam ich doch ein wenig Angst. Was ist mit Wildschweinen? Gibt es hier Wildschweine und was mache ich, wenn mir eines über den Weg läuft?

Von Frankreich weiß ich, dass es dort eine Plage gibt, dass sie sich sogar Stromzäune um das ganze Grundstück bauen, um sich vor ihnen zu schützen. Und wie war das noch? Wegrennen oder nicht?

Naja, wenn es auf mich zu rennt, sollte ich mich ja schon bewegen. Nur wohin? Auf einen Baum wird schwer. Ein Hügel. Oder ein großer Stein wäre toll, irgendetwas, auf das diese Wildschweine nicht hoch kommen würden. Ich beschloss für den Fall der Fälle schon einmal nach einem Wildschweinrettungssteinberg Ausschau zu halten.

Mein Akku hatte noch 60 % und allmählich musste ich mich entscheiden: Fahre ich auf gut Glück weiter durch den Wald in der Hoffnung, nachher auch am anderen Ende des Sees wieder heraus zu kommen oder drehe ich um?

Als die Strecke nur noch gefühlt weg vom See verlief, drehte ich um. Vernünftig sein ist blöd, macht aber Sinn.

Auf der grünen Wiese war ich auch!

Auf der grünen Wiese war ich auch!

Auf der Suche nach dem Rückweg

Schließlich kam ich an eine Abzweigung, bei der ich mir nicht mehr sicher war, aus welcher Richtung ich gekommen bin. Ich dachte nach und nach und auf einmal sah ich auf dem Boden eine kleine schmale Singlefahrradspur.

Wie bei Hänsel und Gretel, ich musste also nur noch meiner eigenen Spur folgen, sofern ich mir noch einmal unsicher sein sollte. Jetzt komme ich ganz sicher schnell wieder zurück – dachte ich. Gerade noch gefreut, da kommt mir ein weiterer Radfahrer entgegen, der mir meine Spursicherheit nahm.

Der Akkukapazität schien auf einmal viel schneller zu sinken, als zuvor, oder kam mir das nur so vor?

Und dann entdeckte ich in der Ferne ein mir bekanntes Haus, von dem aus ich nun sicher den Weg zurück finden würde. Ich bin gerettet. So gut wie.

Ich werde auf jeden Fall nie wieder ohne Handy alleine eine Radtour in den Pyrenäen oder sonst wo unternehmen. Ich hätte nur gerne eine kleine Bauchtasche für das Wesentliche beim nächsten Mal, damit ich für gemütliche kurze Strecken nicht extra den Rucksack mitnehmen muss.

Start- und Endpunkt meiner Reise, in Staudammnähe

Start- und Endpunkt meiner Reise, in Staudammnähe

Saludos y buenas dias!